Fachkommission, Anlaufstelle für Modellflugsportler
Der Schweizerische Modellflugverband zählt neun Fachkommissionen, kurz FAKO genannt. Sie sorgen dafür, dass die Disziplinen als Sport nach FAI-Regeln ausgeübt werden können, und stehen mit Rat und Tat zur Seite, wenn technische oder reglementarische Fragen auftauchen
In den nächsten Ausgaben stellen wir Ihnen die FAKO’s und ihre Präsidenten näher vor: In dieser Ausgabe Markus Schneuwly FAKO-Präsident F3 Segelflug, und René Koblet F3 Kunstflug.
Markus Scheuwly Fako Segelflug
«Der F3-Segelflug ist eine Sparte mit sieben Gesichtern», sagt Markus Schneuwly. In den einzelnen Kategorien kommen verschiedene Modelle zum Einsatz und auch die sportlichen Aufgaben unterscheiden sich. Die Kategorien hier zu erläutern würde den Rahmen dieses Beitrags aber sprengen. Interessierten ist ein Blick auf die Website https://www.modellflug.ch/DE/cont/34 empfohlen. Auffallend ist die Angliederung des RC Fallschirm in dieser Fachkommission. Das sei vor Jahren so entschieden worden, erklärt Schneuwly. «Es ist eine interessante Kategorie, ich habe kein Problem, sie mitzubetreuen.»
Herausforderung Siegertypen
Die Fachkommission F3 Segelflug besteht aus sieben Mitgliedern. «Die grösste Herausforderung in meiner FAKO ist, dass sie aus sieben Kategorien besteht und ich Piloten im Alter zwischen 10 und 90 Jahren zusammenzubringen muss», sagt Schneuwly. Rund 120 Piloten nehmen an nationalen, rund 65 an internationalen Wettkämpfen teil. «Unsere Piloten haben teilweise grosse sportliche Ambitionen bis hin zu «Ich will gewinnen» oder «ich will Weltmeister werden». Wenn solch ehrgeizige Piloten in der gleichen Nationalmannschaft zusammenkommen, könne dies motivierend wirken, aber auch zu Reibungen führen, sagt Schneuwly. «Es gehört zu meinen Aufgaben, dafür zu sorgen, dass sie einander respektieren und als Team agieren. Das erfordert oft viel Feingefühl.»
Die Einführung von Wettkampfregeln, die Aktualisierung von Informationen auf der Website des SMV und die Teilnahme an zahlreichen Sitzungen halten den FAKO-Präsidenten beschäftigt. Die FAKO-Mitglieder trifft er vier Mal im Jahr. «Ich lasse sie relativ selbstständig arbeiten. Sie sollen mir rapportieren, wenn sie Schwierigkeiten haben und wenn sie Hilfe brauchen.» Zwischendurch bekommt Schneuwly Anfragen zu Anliegen, die mit der FAKO wenig zu tun haben, aber trotzdem wichtig sind und seinen Einsatz erfordern. Beispielsweise, wenn es darum geht, Fluggebiete zu erhalten. Das ist etwa der Fall, wenn bisher genutzte Hänge mit Photovoltaikanlagen zugebaut werden sollen oder neue Auflagen zu Wildschutzzonen ausgearbeitet werden. Gelegentlich erhält Schneuwly Einladungen anderer Regionen, um die Disziplinen vorzustellen.
Umfeld motivieren, Nachwuchs gewinnen
Für Schneuwly bedeutet der Kampf gegen die Überalterung, junge und neue Wettbewerbspiloten zu gewinnen. Sein Rezept: Im persönlichen Umfeld Menschen motivieren, sich einmal einen Wettbewerb anzuschauen. «So ist man bei den Leuten und kann Interessierten den Sport direkt vor Ort vorstellen. Am besten wäre es, wenn sich im ganzen Land Gruppen fänden, die Wettbewerbe organisieren. Die FAKO richtet die Schweizermeisterschaften aus und unterstützt Vereine bei der Ausrichtung von Wettbewerben.» Was er sich erspart, ist ein enttäuschter Rückblick, wenn der Erfolg einmal ausbleibt. «Du musst Dich über jeden freuen, der kommt, ohne zu hinterfragen.» Neben Nachwuchspiloten braucht es auch Wettbewerbsleiter und Zeitnehmer. Es brauche sehr viel Überzeugungsarbeit, um sie zu finden.
Sieben Jahre FAKO, vier als Präsident
Schneuwly fliegt in den Kategorien F3J und F3L mit. Er richtet auch selbst Wettbewerbe aus. «Ich begann mit ein bis zwei Trainingswettbewerben pro Jahr. Später kam mit der Fribourg Trophy ein Eurotour-Wettbewerb dazu.» Vor sieben Jahren wurde er angefragt, ob er der FAKO beitreten würde. Er sagte zu, weil, wie er sagt, man damit mehr erreiche als mit Meckern im Hintergrund. «Irgendwann kam der Tag, an dem mich mein Vorgänger Ruedi Schaub fragte, ob ich das Präsidium der FAKO übernehmen möchte. Ruedi mit einem Fussabdruck in Grösse 99 im F3 Segelflug weltweit zu ersetzen – kann ich das?», habe er sich gefragt. Im Wissen, dass dies nur in Erfahrung gebracht werden kann, wenn er das Amt annimmt, sagte er zu. «Und kann er?», will die Journalistin wissen. «Nun, nach 4 Jahren als Präsident kann ich sagen, dass es schon möglich ist, diese Schuhgrösse zu erreichen. – Jedenfalls bereue ich es nicht.»
Der Ur-Fribourger entdeckte die Fliegerei in jungen Jahren durch seinen Onkel und seinen Cousin, beides leidenschaftliche Segelflugpiloten, deren Leistungen er bewunderte. Selbst ins Cockpit stieg er nicht, dafür begann er mit 18 oder 19 Jahren mit dem Modellflug. Aus zeitlichen Gründen legte er aber bald eine Pause ein, bis die Kinder grösser waren. «Das ist aber auch schon wieder über 35 Jahre her», meint er schmunzelnd und bemerkt: «Auch heute muss ich manchmal Rücksicht auf die Familie nehmen, ist sie doch ein wichtiger Teil meines Lebens.» Zum Ausgleich und zum Lüften des Kopfs – wenn ihn Modellflugthemen einmal zu sehr beschäftigen – ist für ihn eine 50-km-Tour mit dem E-Bike Gold wert. Hierbei holt er sich Inspiration und Kraft, auch für die Organisation der Weltmeisterschaften nächstes Jahr in Düdingen. Acht Nationen braucht es mindestens, damit diese zustande kommt. Sie zu motivieren, ist ebenfalls eine Herausforderung. Aber auch beste Werbung für den Modellflug.
René Koblet Fako Kunstflug
René Koblet präsidiert die Fachkommission F3 Kunstflug ad interim. Sie beinhaltet die vier Sparten, F3A Motorkunstflug, heute zu 95 Prozent Elektro betrieben, F3P Hallenflug, IMAC und RCS-Akro Segelkunstflug.
In der Sparte F3P wird Indoor Kunstflug im klassischen Kunstflugstil mit vorgegebenem Figurenprogramm und anderseits im künstlerischen Aeromusical mit individuellen Programmen zur Musik mit Zusatzeffekten geflogen.
Die Grossmodell-Kunstflugklasse IMAC basiert auf dynamischem Kunstflug, gegliedert in das bekannte und das unbekannte Programm, vergleichbar mit F3A. An den Wettbewerben kann jeweils zusätzlich ein klassenübergreifender Freestyle-Wettbewerb durchgeführt werden. F3A ist die wohl bekannteste Kunstflug-Kategorie. Mit motorgetriebenen Modellen wird seit den Anfängen des ferngesteuerten Modellflugs Kunstflug mit hoher Präzision geflogen. Die maximalen Dimensionen der Modelle und das maximale Gewicht sind genau definiert. Die Flugprogramme werden aus einem bekannten Figurenkatalog zusammengesetzt und sind somit für alle Teilnehmenden bezüglich ihrer Ausführung und Platzierung klar definiert. RCS-Akro Segelkunstflug wird mit Modellen ab einer Spannweite von 3,5 Meter und grösser geflogen. Die Piloten fliegen abwechselnd bekannte Pflichtprogramme, unbekannte Pflichtprogramme und ein Kürprogramm mit Musik und Rauch.
«Die F3A Motorkunstflug und der F3P Hallenflug sind beides FAI-Kategorien, während IMAC keine und der RCS-Akro Segelkunstflug bewusst nicht als FAI-Kategorie betrieben wird», erklärt René Koblet. In Europa wird diese Disziplin in Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgeübt, wobei die drei letztgenannten Länder den Sport prägen. «Wir haben eine gute Zusammenarbeit und regulieren gemeinsam, welche Programme geflogen werden», sagt Koblet. Jedes zweite Jahr gestaltet eines der Länder die Pflichten für die kommenden zwei Jahre und schreibt das zu fliegende Programm für die Kategorien Advanced und Unlimited.
Koblet übernahm 2018 die Geschicke des RCS-Akro Segelkunstflug. Die Sparte zählte damals nur noch 6 Wettbewerbspiloten – heute sind es 43. «Mit einfacheren Mitteln eine breite Basis schaffen», das darf in diesem Fall als Erfolgsrezept bezeichnet werden. 2022 trat er der fünfköpfigen FAKO bei. Seit letztem Jahr präsidiert er sie ad interim.
Spass bieten und Präzision verlangen
Koblet weiss, dass viele von den hohen Kosten für die Wettbewerbsmodelle abgeschreckt werden. Hinzu kommt ein sehr hoher Trainingsaufwand. «Wir versuchen, Leute mit sehr einfachen Wettbewerben für den Sport zu gewinnen. Junge Menschen wollen Spass. Wenn man ihnen vorschreibt, was sie tun sollen, und das dann noch bewertet, interessiert es sie schlicht nicht. Nun haben wir einen Wettbewerb lanciert, bei dem die Bewertung der Figuren nicht vordergründig ist. Dafür müssen die Figuren um Hindernisse herum gesteuert werden. Auf diese Weise verlangt man vom Nachwuchs Präzision, aber es entspricht dem, was ihnen gefällt.» Wenn ein junger Pilot dies gut beherrscht, lädt man ihn zu einem Schnuppertag ein, wo er am Doppelsteuer mit einem Fluglehrer ein Wettbewerbsmodell fliegen darf. «So machen sie ihre ersten Erfahrungen mit einem Grossmodell und entdecken, dass das «scho no cool» ist. Sie fragen dann von selbst, ob nicht irgendwo ein Occasions-Modell herumsteht, das sie für eine Saison benutzen dürfen. So konnten wir einige für den Sport gewinnen.»
Mit einem 15-jährigen Modell kann man im Segelkunstflug noch immer mithalten. Andere Disziplinen verlangen nach technisch immer weiterentwickelten Modellen. «Wir haben gute Junioren in der F3P aber um weiterzukommen, müssten sie jetzt auf Modelle mit besseren Motoren, guten Reglern und Propeller wechseln können. Solche kosten aber schnell 3000 bis 4000 Franken. In der FAKO überlegen sich Koblet und seine sechs Kollegen, wie sie die Jungen unterstützen können. «In der F3P und im RCS-Akro kommt es immer wieder vor, dass ein gestandener Pilot sich ein neues Modell zulegt, und ein Junior das 'alte' übernehmen kann. «Im Motorkunstflug F3A besteht diese Möglichkeit weniger», sagt Koblet, da sich die Technik und Modelle immer weiterentwickeln und die angebotenen Modelle schon zur Generation zwei oder drei gehören. Die Modelle erinnern ihn manchmal an Formel 1-Wagen, deren technische Besonderheiten die Piloten gerne für sich behalten. Koblet versteht die Ambitionen der Wettbewerbspiloten. «Ein etwas familiärer Umgang wäre der Nachwuchsförderung aber womöglich dienlicher.»
Spartenübergreifend denken
Die FAKO achtet darauf, dass Wettbewerbe finanzierbar sind und die Budgets eingehalten werden. Er würde gerne mehr Synergien nutzen. So könnten Punktrichter aus dem Segelkunstflug auch bei den Hallenfliegern eingesetzt werden. Punktrichten ist in erster Linie Erfahrungssache. Je mehr Einsätze sie haben, desto besser. Ein aussergewöhnliches Projekt ergab sich im Austausch mit dem SAGA-Präsident Christian Syfrig. Im manntragenden Segelkunstflug werden dringend neue Punktrichter gesucht. So kam es zu einem Kurs mit drei Punktrichtern aus dem Modellflug, die sich diesen Sommer für den manntragenden Segelkunstflug ausbilden liessen. Ein weiterer Kurs folgt, wo weiter drei Punktrichter für den manntragenden Bereich umgeschult werden.
Einfache Zusammenarbeit mit Vereinen
Koblet ist seit rund 30 Jahren in verschiedenen Funktionen für den Schweizerischen Turnverband tätig. Seine Erfahrungen lässt er in seine FAKO-Tätigkeit einfliessen. Etwa in der Wettbewerbsorganisation. Es sei massgebend, wie man gegenüber einem Verein auftritt, betont Koblet. «Je einfacher und transparenter es für sie ist, desto grösser ist die Chance, einen Wettbewerb unterzubringen.» Mit seiner Methode konnte sich Koblet einen Pool aus Vereinen anlegen, die alternierend Wettbewerbe und Meisterschaften organisieren. «Das klappt hervorragend. Meine Veranstaltungen sind bis 2028 vergeben», sagt er.
Koblet wuchs in der Nähe eines Flugplatzes auf und entdeckte so die Leidenschaft für die Luftfahrt. Nach einer Lehre zum Landmaschinenmechaniker und einem Abstecher in die Elektronik bei Canon liess er sich zum Fluglotsen ausbilden. Einige Zeit flog er auch manntragende Flugzeuge und hatte eine ATPL. Weil sich fliegerische Tätigkeiten wie Fallschirmabsetz-Pilot mit den unregelmässigen Arbeitszeiten in der Flugsicherung aber schlecht vereinbaren liessen, kehrte er zum Modellflug zurück. «So konnte ich einfach eine Stunde fliegen gehen.» Noch heute interessiert er sich für Technik und Elektronik. So baut er Drucker für individuelle Bedürfnisse um oder widmet sich der grafischen Gestaltung.
Die Interviews führte Andrea Bolliger
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