Die Vorstandsmitglieder im Porträt
Der Vorstand des Schweizerischen Modellflugverbands SMV besteht aus sechs engagierten Persönlichkeiten, die sich für die Ausübung des Modellflugs und die rund 8000 Mitglieder des Verbands einsetzen. Wer sie sind, welches Ressorts sie pflegen und was dieses beinhaltet, erzählen wir Ihnen in den nächsten Ausgaben von «Modellflugsport». Faruk Yeginsoy sorgt sich wortwörtlich um den Sport.
Zwei Sommer lang hat Faruk Yeginsoy als Jugendlicher gearbeitet, um sich seine erste Fernsteuerung zu kaufen – eine Occasion. «Damals, Ende der 1960er-Jahre, bekam man nichts für viel Geld», erinnert er sich. Längst hat er sie weggegeben, was er bereut. «Heute sind solche Steuerungen als Antiquitäten wertvoll», meint er. Solange er sich erinnern kann, hat er sich für die Fliegerei interessiert. Auf den Erwerb eines Pilotenbrevets musste er in der Schweiz wegen einer Farbenfehlsichtigkeit verzichten. Das Brevet im Ausland zu erwerben, war ihm zu aufwendig. Das Handicap hielt ihn übrigens nicht davon ab, die Fotografie zum Hobby zu machen. Hauptmotiv sind Flugzeugbilder von Flugshows in England und den USA.
Motivation, etwas zu tun
Auf dem Flugplatz Runden zu fliegen, hat ihn nie gereizt. Sich mit anderen zu messen, das ist es, was Yeginsoy so viele Jahrzehnte beim Modellflug hielt. An nationalen und internationalen Wettkämpfen partizipierte er unter anderem in den Kategorien F3C (Helikopter) und F3A (Flächenflugzeuge) sowie ausserhalb der FAI-Wettkämpfe am European Akro Cup. Heute fliegt er bei den Modellfluggruppen Reusstal, Buchs (AG) und Gäu, nimmt immer noch an regionalen Wettbewerben teil oder zeigt prächtige Warbird-Modelle an den Flugtagen der IG Warbird. «Die Tendenz geht zu grösseren Modellen – man sieht sie besser.» Die Aussage vereint Witz und Tatsache – schliesslich nimmt im Alter das Sehvermögen ab.
Die Motivation, etwas zu tun, ist bei Faruk Yeginsoy ungebrochen. Seit fünf Jahren pensioniert, widmet er einen beachtlichen Teil seiner Zeit dem Modellflugsport. Jedes Ressort hätte er nicht übernehmen wollen, aber als er vor rund vier Jahren erfuhr, dass im Vorstand des SMV das Ressort Sport neu zu besetzen war, meldete er sich bei Adrian Eggenberger und Yves Burkhardt. Seine Bewerbung könnte man als Formsache bezeichnen. Schliesslich kennt er die Hintergründe und weiss, worauf es im Sport ankommt. Er war also die ideale Besetzung. Abseits des Flugplatzes hat sich Yeginsoy aber auch vorher eingesetzt. Vor fast einem halben Jahrhundert gründete er zusammen mit Weggefährten die Modellfluggruppe Reusstal, deren Geschicke er die ersten 20 Vereinsjahre als Präsident leitete. Seit einigen Jahren engagiert er sich im Regionalvorstand Zentralschweiz des SMV.
Akteure fehlen
Den Ehrgeiz, sich mit anderen zu messen und allgemein den fehlenden Willen, sich zu engagieren, vermisst Yeginsoy beim Nachwuchs. «Wir bekunden in allen Sportklassen Mühe, Nachwuchs zu finden.» Inzwischen kann in einzelnen Kategorien nicht einmal mehr eine Schweizermeisterschaft ausgetragen werden. Das Reglement schreibt fünf Teilnehmer vor. «Ich werde immer wieder um Erlaubnis gefragt, die Teilnehmerzahl reduzieren zu dürfen. Das ist schade! Früher mussten sich die 10, 15 oder 20, die an der Schweizer Meisterschaft antreten durften, in regionalen und interregionalen Ausscheidungen qualifizieren.
Aber nicht nur die Sportler fehlen, sondern auch die Punktrichter. «Seit Jahren kann die Stelle eines Punktrichter-Chefs nicht mehr besetzt werden», klagt Yeginsoy. Wenn der Nachwuchs ausbleibt, müssen entweder für teures Geld Punktrichter aus dem Ausland eingeflogen oder in einzelnen Kategorien Wettkämpfe gestrichen werden.
Sorgen bereiten Yeginsoy auch die zunehmend schwindenden Trainingsmöglichkeiten. «Um an die Spitze zu kommen und über Jahre dort zu bleiben, müsste man jeden Tag trainieren.» Auf einem normalen Modellflugplatz ist das schwierig. Die anderen Mitglieder schätzen es nicht sehr, wenn jemand ständig trainieren will. Auch droht einigen Modellflugplätzen das Aus, etwa weil Wohngebiete sich immer weiter ausdehnen und es zu Reklamationen von Anwohnern kommt oder weil die Baubewilligung fehlt und es zunehmend schwierig wird, diese zu erhalten. Oftmals finden sich die Modellfluggruppen nicht einmal auf den Vereinslisten der Gemeinden. Yeginsoy bedauert dies. Würden sich mehr Modellfluggruppen an Anlässen und Veranstaltungen im Dorf beteiligen und mit anderen Vereinen zusammenarbeiten, könnte dies einen positiven Effekt haben.
Vertreter gegenüber dem Verband
Der Modellflugsport besteht in der Schweiz derzeit aus acht Fachkommissionen, die für ihre jeweilige Kategorie selbstständig Entscheide fällen. Sie organisieren Schweizer Meisterschaften und selektieren Teilnehmende für internationale Wettkämpfe. Yeginsoy arbeitet sehr eng mit ihnen zusammen und vertritt sie im SMV als Supervisor gegenüber dem Vorstand und den Delegierten. Dem Sport steht im SMV ein Budget von 150'000 Franken zur Verfügung. Yeginsoy prüft die Abrechnungen der FaKos und hat den Überblick, was etwa eine Schweizer Meisterschaft oder die Teilnahme eines Sportlers an einer Weltmeisterschaft kostet.
Die Sportnachwuchsförderung unterscheidet sich von der normalen Nachwuchsförderung, indem auch nicht mehr ganz junge Piloten angesprochen werden sollen. Auch hier arbeitet Yeginsoy eng mit den FaKos zusammen. «Das richtige Rezept auf nationaler Ebene haben wir noch nicht gefunden. Es sind punktuelle Projekte, wie das von Hugo Peyer, der Nachwuchspiloten trainiert. Mit der «Sportflyer» haben wir eine neue Klasse als Vorstufe zur F3A geschaffen. Der Schwierigkeitsgrad der Programme ist niedriger und es kann mit einfacheren Modellen geflogen werden. Im Wissen, dass jungen Sportlern das Geld noch fehlt, schenken wir Nachwuchs-Wettkampfpiloten auch einmal Modelle von gestandenen Modellfliegern.
Weil die Freude am Bauen inzwischen genauso gross geworden wie der Spass am Fliegen, muss sich auch Faruk Yeginsoy gelegentlich von einem Modell trennen, um Platz für neue Projekte zu schaffen.
Das Interview führte Andrea Bolliger
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